So entsteht ein Kunstwerk – ein besonderer Einblick ins Atelier von Bernd Wagenhäuser

 

Der renommierte Bildhauer Bernd Wagenhäuser ist weit über die Grenzen Bambergs hinaus bekannt. Unsere Kollegin Kerstin Böhm durfte sich im Frühjahr in seinem Atelier umschauen und hat beeindruckende Bilder mitgebracht.

Das Atelier ist riesig. Denn der in Hanau geborene Künstler arbeitet mit Säulen, die etwas ganz Besonderes sind. Es sind historische Gusseisensäulen aus der ehemaligen jüdischen Nähseidenfabrik Kupfer, Heßlein & Co. (Bamberg, Sophienstraße 7, heute Willy-Lessing-Straße 7). Die Säulen waren vormals Teil einer Industriearchitektur. Heute stehen sie sinnbildlich für das aufstrebende jüdische Wirtschaftsleben im 19. Jahrhundert. Und zugleich erinnern sie an die Verbrechen der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Bevölkerung.

Cor-Ten-Stahl Umformung

Ein säulenförmiges Konstrukt aus Cor-Ten-Stahl „umformt“ die historischen Gusseisensäulen – von einer eher geschlossenen bis hin zu einer dynamischen und aufgebrochenen Gestalt. Die Arbeit mit dem Stahl ist Schweiß treibend, es fliegen die Funken beim Schweißen. Die Gusseisensäulen sind meist nur schemenhaft sichtbar. Sie haben etwas Rätselhaftes an sich, wecken die Neugier auf etwas Verborgenes und Vergangenes.

Das vollendete Werk ist Teil des Projekts „kunstwerk10“

Die Arbeit Bernd Wagenhäusers ist zwischenzeitlich zur Vollendung gekommen. Das fertige Kunstwerk steht in den Theatergassen in Bamberg, am Ort der ehemaligen 3. und 4. Synagoge und wurde am 8. Mai 2024 feierlich eingeweiht. Es ist Teil des Kunstwegs „Jüdisches Leben in Bamberg“, initiiert vom Förderverein „kunstwerk10 e.V.“

Kunstwerk im öffentlichen Raum

Schauen Sie gerne mal vorbei und lassen sich von der Symbolik und der historischen Tiefe dieses Kunstwerks inspirieren. Bernd Wagenhäusers Kunstinstallation ist nicht nur ein künstlerisches Highlight, sondern auch ein lebendiges Denkmal für die jüdische Gemeinschaft in Bamberg – gestern, heute und morgen. Wir haben es gerne aus unserer Stiftung für Kunst, Kultur, Denkmalpflege gefördert.

Gedankenbausteine des Künstlers

Die beiden Säulen sind von einem bogenförmigen Element miteinander verbunden, aus ungleichmäßigen flachen Stahlbändern. Diese vermitteln einen eher angedeuteten, amorphen und leicht destruktiven Bogen. Wagenhäusers Gedanke dahinter: Es bildet sich ein angedeutetes Portal, ähnlich der Eingangssituation der ehemaligen 4. Synagoge. Für die Betrachter ergibt sich eine imaginäre räumliche Situation. Man kann gleichsam eine historische Bühne betreten.

Weiteres Kunstwerk im Quartier an den Stadtmauern

Das erste Kunstwerk auf den Spuren jüdischen Lebens in Bamberg erinnert in unserem Quartier an den Stadtmauern an den zweiten Judenhof im 15. Jahrhundert. Auch hier bilden die Seele der drei Kunstobjekte die historischen Gusseisensäulen, umformt von Cor-Ten-Stahl. In unserem Blog-Beitrag vom 3. Februar 2021 können Sie sich ausführlich informieren.